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Halvers
Kolumne

 
16.12.2025

Ich hätte da noch eine Idee für ein Weihnachtsgeschenk

„Die Lage war noch nie so ernst“ sagte oft Bundeskanzler Konrad Adenauer. Diese Skepsis findet sich auch in Börsenprognosen für 2026. Man verweist u.a. auf das Ende der Premium-Partnerschaft Europas mit den USA, die deutsche Wirtschaftskrise und Überbewertungen bei High-Tech. Aber auch 2025 war nicht ohne Risiken und Schwankungen. Wer aber seine Emotionen im Griff hatte und Chancen erkannte, erzielte eine sehr gute Performance. Und gegen Kursschwankungen gibt es ein schönes „Geschenk“.

Auch zukünftig werden Aktien schwanken wie die Weihnachtstanne im Wind, aber…

Schwarze Schwäne sind auch im nächsten Jahr nicht ausgeschlossen. Geopolitische Querschüsse und Disharmonien, wirtschaftliche Enttäuschungen oder KI-Werte, die kritischer unter die Lupe genommen werden, sorgen mitunter für Ernüchterungen.

Aber wie 2025 sollten Anleger auch 2026 bloß nicht davon ausgehen, dass die vielen weißen Schwäne von den wenigen schwarzen vertrieben werden. Wenn wirklich alle Stricke reißen, kommt der größte weiße Riese ins Spiel. Gegen die freizügige Geldpolitik der USA haben Gegner wie Konjunktur- und Schuldenkrisen keine lange Überlebenschance.

Finanzmärkte sind sicher nicht glücklich, wenn sich der US-Präsident mit der Benennung eines neuen, ihm genehmen Fed-Chefs - sein Vorname wird wohl Kevin sein - in die amerikanische Zinspolitik einmischt. Kevin ist zwar nicht allein im (Fed-)Haus, aber der Trump-freundliche Umbau der US-Notenbank insgesamt ist im Gange. Konkret werden nicht nur die Leitzinsen, sondern bei Bedarf auch die Anleiherenditen gedrückt.  

Und wenn nach der zinspolitischen Rettungsmission von Geldmarktzinsen nach Inflation nichts mehr übrigbleibt, sind Aktien als nominales Sachkapital das Glück im Unglück. Denn bei ihnen sorgen Preissteigerungen für Freude wie bei Kindern das unerwartet große Geschenk an Weihnachten.

Ohnehin ist die Konkurrenz für Zinsen durch Dividenden groß. Auch bei Wiederanlage von Ausschüttungen ergibt sich ein schöner Zinseszinseffekt. Übrigens, auf Druck großer Kapitalsammelstellen wird auch 2026 wieder ordentlich verteilt, selbst wenn die Autowerte zurückhaltender sind. Beim DAX, sicher nicht der ausschüttungsstärkste Index, liegt die Durchschnittsdividende seit 1988 bei 2,8 Prozent. Dividendenstarke Indices bieten mehr als das doppelte. Nicht zuletzt wirken dividendenstarke Aktien kursstützend.

Und was ist mit KI? Technisch genial oder Blase fatal? KI sollte weniger als Blase, sondern als struktureller Wandel betrachtet werden. Sie wird in allen volkswirtschaftlichen Bereichen zu deutlichen Produktivitätsgewinnen führen. Dennoch wird sich die allgemeine Hausse im KI-Sektor mehr und mehr Richtung Selektivität wandeln. Ähnlich wie beim Märchen Aschenputtel: Die guten ins Depötchen, die schlechten ins Kröpfchen. Ohnehin besteht High-Tech nicht nur aus Hardware wie KI. Software-Unternehmen bieten eine Vielfalt an Alternativen, die die Branche stabilisieren.

Auch fundamental ist das Glas mindestens halb voll. Die weltwirtschaftliche Beschleunigung kommt Konjunkturwerten zugute, gerade in Deutschland, auch in der zweiten Reihe. Gleichzeitig werden Infrastruktur- und Rüstungsausgaben 2026 für weitere Preisbefestigungen bei Industriemetallen sorgen. Digitalisierung und Künstliche Intelligenz bescheren ihnen eine Sonderkonjunktur. Für Datenleitungen, KI-Chips, Batterien und Rechenzentren werden große Mengen an Kupfer, Aluminium, Zink und auch Silber benötigt, das die Chinesen anhaltend horten. Gold bleibt der sachkapitalistische Rettungsanker angesichts der weltweiten Überschuldung und Bonitätsverschlechterung. Vor diesem Gesamthintergrund sind Minenaktien attraktiv.

Und die Schwellenländer als Neue Industrieländer bieten solide Anlagealternativen außerhalb der klassischen westlichen Märkte.

Damit wird der Aktienmarkt 2026 breiter und stabiler, selbst wenn die Mag 7-Magie nachlässt.

Bei Aktiensparplänen gilt nicht nur „Dabei sein ist alles“. Man ist auch Sieger.

Das verhindert nicht, dass es angesichts nicht zu leugnender Risiken zu erhöhten Marktvolatilitäten kommen kann. Doch gegen diese Betrübnis gibt es mit regelmäßigen Ansparplänen ein Gegenmittel zur Aufheiterung. Geht es nach unten, bekommt man mehr für sein Anlagegeld. Geht es nach oben, ist man vermögender. 

Insbesondere in der längerfristigen Betrachtung sind Aktiensparpläne vielleicht banal, aber gleichzeitig auch genial. Der DAX hat seit seiner Gründung 1988 durchschnittlich 8,6 Prozent Rendite erwirtschaftet hat. Dabei wurden alle Aktienverluste in der Vergangenheit nicht nur ausgeglichen, sondern weit überkompensiert. Auch zukünftig gehen der Börse die Megathemen, wie oben beschrieben, nicht aus.

Sehr schade, dass bisherige Bundesregierungen dieser frohen Botschaft der Aktienkultur nicht die nötige Aufmerksamkeit geschenkt haben. Hätten sie seit 1988 „Volkskapitalismus“ mit Aktien durch Anreize für längerfristig regelmäßiges Investieren ermöglicht, wäre Altersvorsorge für viele Bundesbürger heute kein Angstthema mehr. Für drastisch mehr Anleger wäre das ganze Jahr Weihnachten. Übrigens wird unsere Demokratie auch an der Wohlstandsfront verteidigt. Doch immer noch sind die ideologischen Bretter nicht abgefallen.

Wenn der Staat aber nicht will, müssen wir wollen. So sind Aktiensparpläne auch ein besonderes Weihnachtsgeschenk für (Enkel-)Kinder. Sie werden sich vielleicht nicht unmittelbar darüber freuen, später aber umso mehr. Auf jeden Fall kommen sie besser als selbstgestrickte Socken an.

Überhaupt, warum sollte man sich dieses Geschenk nicht selbst auf den Gabentisch legen?